Am 6. November 2019 wir das Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht bei dem Universitätscorner der Legal Tech Konferenz Wien 2019 vertreten sein. Was ist Legal Tech und welche Auswirkungen wird es auf die zukünftige Rechtsberatung haben? Welche Rolle spielt das Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht der Universität Wien um StudentInnen eine zeitgemäße Ausbildung anzubieten und diese auf den durch die Digitalisierung sich veränderten Rechtsmarkt vorzubereiten?
Was bedeutet Legal Tech und wie wird es die Rechtsberatung der Zukunft beeinflussen?
Legal Tech ist für uns mehr als nur ein Modewort. Legal Tech wird die Rechtsberatung, die wir heute kennen, morgen disruptiv verändern. Innovation, Digitalisierung, die rasante Entwicklung von Technologien, die exponentielle Zunahme von Computerleistung und Big Data haben viele traditionelle Branchen verändert und neue Märkte geschaffen. Das Start-Up Fieber ist nun auch in der Rechtsbranche ausgebrochen. Am 14. März 2011 zierten folgende Worte die Headline der New York Times: "Armies of Expensive Lawyers, Replaced by Cheaper Software". So wird auch teilweise etwa erwartet, dass ein Unternehmen wie Amazon oder Google auf den Plan treten könnte, um Rechtsdienstleistungen in großem Stil anzubieten. Wieviel Wahrheit steckt hinter diesem apokalyptischen Befund? Wenn Rechtsfragen, die sich standardisieren lassen, zukünftig von Algorithmen bearbeitet werden, hat das starke Auswirkungen auf juristische Berufe. Zu den Konsequenzen zählen unter anderem: kosteneffizientere Arbeit, Senkung der Fehleranfälligkeit und geringere Anwaltskosten für Mandanten. Aber es entstehen auch große Chancen. Stupide, strukturierte, routinierte juristische Arbeitsprozesse werden automatisiert, die gewonnene Zeit kann und soll in die Kernaufgaben der RechtsberaterInnen fließen, insbesondere in die methodische Auslegung, die Bildung von überzeugenden Argumenten und das Führen von Verhandlungen. Komplexe Sachverhalte werden erschließbar, es entsteht Raum für juristische Arbeit außerhalb der Routine und es entstehen neue Märkte. Rechtsberatung wird effizienter, schneller, preisgünstiger, qualitätsvoller. Breitere Schichten von Verbrauchern und Kleinunternehmern können sich zukünftig Rechtsbeistand leisten. Vermutlich wird die weitere Entwicklung stark durch Verbraucherservices getrieben sein, weil diesen dadurch der Zugang zum Recht erleichtert (oder überhaupt erst ermöglicht) wird. Juristische Aufgaben, wie die methodische Auslegung oder das Führen von Verhandlungen für den Mandanten sind kreative und stark kontextbezogene Tätigkeiten. Insbesondere Letzteres verlangt Empathie, viel Feingefühl und Überzeugungskünste, die ein Computer bis dato nicht erfolgreich übernehmen kann, da es diesem an emotionaler Intelligenz mangelt. Als Fazit kann festgehalten werden: Legal Tech wird ein fester Bestandteil unseres täglichen Arbeitsalltags sein, ob Legal Tech eine Bedrohung oder Chance darstellt, hängt davon ab, wie der Juristenstand mit der Herausforderung umgeht.
Das Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht sieht es als seine Aufgabe, StudentInnen der rechtswissenschaftlichen Fakultät auf die Veränderungen des Rechtsmarktes vorzubereiten. Anlässlich des an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien stattfindenden Kurses "Juristische Recherche" werden eine Serie von Interviews mit ExpertInnen aus dem Rechtsbereich geführt, darunter mit RichterInnen, AnwältInnen, VerlagsinhaberInnen und anderen JuristInnen aus verschiedensten Rechtsbereichen, die ihre Einschätzungen zu den durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen des Rechtsmarktes abgeben. Wir hoffen, mit diesen Aufnahmen unsere StudentInnen bestmöglich auf die Veränderungen im Rechtsmarkt vorzubereiten und einen wertvollen Diskussionsbeitrag leisten zu können.